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ENO HENZE
»Von Dunkler Materie und Grauer Masse«
ERÖFFNUNG: SAMSTAG, 7. MÄRZ 2009
AUSSTELLUNG: 8. MÄRZ BIS 9. APRIL 2009 

In der Ausstellung »Von Dunkler Materie und Grauer Masse« spannt Eno Henze mit seinen Computerzeichnungen und Installationen einen Bogen vom Kosmischen ins Menschen-Innerste. Der ›Subjektbeschleuniger‹ wertet Spuren kosmischer Teilchen um – zu einem Symbol für den Versuch, die Welt mit wissenschaflticher Vernunft zu erklären. Dem gegenüber stehen Computerzeichnungen, die auf binärer Logik basierend so dicht und komplex sind, dass sie als Ausdruck von Seelenzuständen deutbar werden. Das logisch Verknüpfte verbindet sich in Eno Henzes Arbeiten mit den Regungen des Augenblicks.





»Von Dunkler Materie und Grauer Masse«
Ein Text von Philipp Kleinmichel


    Die zeitgenössische Kunst ist ästhetisch, wie alle anderen von Menschen produzierten, restaurierten und archivierten Dinge. Diese Gleichgültigkeit des Ästhetischen gegenüber den Dingen scheint einer der Gründe, warum das Ästhetische als hinreichendes Kriterium der Kunst verschwinden konnte und warum Künstler, statt sich länger mit dem Schönen oder dem Erhabenen zu beschäftigen, lieber ›Wahrheiten‹ dekonstruieren, sich kritisch mit den Umständen der eigenen künstlerischen Produktion oder den Bedingungen des modernen Lebens im Ganzen auseinandersetzen.
    In der Ausstellung »Von dunkler Materie und grauer Masse« konfrontiert der Künstler Eno Henze den Besucher aber erneut mit der Problematik des Schönen und Erhabenen. Arbeiten wie »Subjektbeschleuniger« lassen der begreifenden Wahrnehmung des Betrachters keine Ruhe. Bei dem Versuch die abstrakten Formen zu fassen, wird der menschliche Blick selbst beschleunigt. Unermüdlich wandert er über die 20 glänzenden Kacheln, beschränkt sich, um zu begreifen aufs Detail, um scheiternd, doch wieder Abstand nehmend zum Ganzen zurückzukehren, nur um dann abermals auf einem weiteren Detail auszuruhen und immer so weiter, ohne die vielen Verknüpfungen, Linien und Figuren – diese ›kosmischen‹ Spuren der Einzeichnung – wirklich erfassen zu können.
    Allerdings handelt es sich auch bei Henzes Arbeiten nur oberflächlich betrachtet um rein ästhetische Arbeiten, denn es geht hier weder um rein ästhetische Formen der Wahrnehmung, noch um konzeptuelle, d.h. rein geistige Formensysteme. Selbst wenn Henzes abstrakte Formen, Muster und Figuren wie High-Tech Versionen von Jackson Pollocks Abstraktem Expressionismus oder Sol LeWitts Konzeptualismus wirken, ist es gerade die elektronisch und chemisch erzeugte Perfektion der Oberfläche, sowie die Nutzung von elektronischen Medien, wie z.B. der autonom agierenden LED Wand in der Arbeit »Tscherenkovs Traum« oder der antiquierte Monitor in der Arbeit »Wann ver-spürtest Du zum ersten Mal den Drang...?«, die eine fundamentale Differenz beweisen.
    Man sieht den Oberflächen der Arbeiten zwar nicht an, dass es sich hier um Maschinenprodukte handelt, aber sie zeigen, dass es hier nicht länger um den Ausdruck eines menschlichen Subjekts, sondern um den Ausdruck der Maschine geht, die dem Menschen heute in den meisten Fällen bereits das Rechnen, das Speichern und das Kommunizieren von Informationen, sowie die Produktion der Mehrzahl der ›profanen Waren‹ abgenommen hat. Darum besteht das Entscheidende an Henzes Arbeiten nicht so sehr darin, als Künstlersubjekt schöne und erhabene Formen – Handwerks- oder Manufakturarbeiten für den ästhetischen Genuss – zu produzieren, sondern die Maschine für die Produktion des Schönen einzuspannen und verantwortlich zu machen. Wurde das klassische Künstlergenie noch von Gott programmiert, d.h. dafür verantwortlich gemacht das Schöne zu generieren, so beweist Henze, dass es heute ausreicht, wenn Menschen Maschinen programmieren, um den ästhetischen Verstand zu provozieren. Allerdings hat Henze eben kein Interesse an der Interesselosigkeit des Schönen, sondern an der menschlichen Faszination für die Maschine, die heute, nach dem Auszug des Schönen und Erhabenen aus der Kunst, den Kontakt zum ›Kosmischen‹ herzustellen vermag – wissenschaftlich, wie der den singulären Menschenverstand übersteigende Teilchenbeschleuniger CERN in Genf, oder künstlerisch, indem technologische Medien wie PC Hardware, Laser und Software so fremd verwendet werden, dass sie die Bestimmungs- und daher Bedeutungslosigkeit der Spuren und Signaturen von kosmischen Partikeln künstlich simulieren, die an Instituten wie dem CERN gemessen werden.





Eno Henze, »Subjektbeschleuniger«, 2008, Computerzeichnung auf Aludibond, Fotoemulsion, Lack, 280 x 560 cm, Unikat



Eno Henze, » Die große Symmetrie I«, 2009
Computerzeichnung auf Aludibond, Fotoemulsion, Lack
190 x 190 cm (95 x 95 cm pro Quadrat), Unikat   



Eno Henze, »Ereignishorizont I«, 2009
158 x 218 cm, Computerzeichnung, Lambda-Print, Auflage von 3 +1



Eno Henze, »Ereignishorizont II«, 2009
158 x 218 cm, Computerzeichnung, Lambda-Print, Auflage von 3 +1



Eno Henze, »Tscherenkovs Traum«, 2008, 4 LED Panele
ca. 5 x 1,2 x 1m   

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